Blutabnahmen Funktionstests Infusionstherapien

Blutabnahmen Funktionstests Infusionstherapien

Erfahren Sie mehr über Blutabnahmen und Funktionstests zur Diagnose von Hormonstörungen: Viele Hormonstörungen lassen sich durch eine einmalige Messung des Hormonspiegels nicht mit Sicherheit diagnostizieren oder ausschließen. Denn solche Messungen sind nur Momentaufnahmen, die Hormonwerte im Blut können aber im Zeitverlauf stark schwanken. Aus diesem Grund arbeiten Endokrinolog:innen häufig mit Funktionstests: Dabei werden bestimmte Testsubstanzen oder Hormone unter kontrollierten Bedingungen verabreicht, um zu untersuchen, wie die hormonellen Regelkreise auf diesen Eingriff von außen reagieren. Anschließend wird die Reaktion ausgewertet. Endokrinologische Funktionstests können einige Stunden dauern, die Patientin oder der Patient wird dabei engmaschig betreut

Welchen Einfluss hat die Abnahmebedingung auf die Bestimmung von Hormonen aus Ihrem Blut:

Im Gegensatz zu vielen anderen Laborparametern sind die meisten Hormonwerte nicht konstant, sondern unterliegen unter anderem einer tageszeitlichen Schwankung. So kann beispielsweise eine zu späte Abnahme von Cortisol im Blut zu falsch niedrigen Werten führen. Auch die Einnahme einiger häufig verschriebener Medikamente, wie zum Beispiel ein Protonenpumpenhemmer (Magenschutz), kann bei der vollständigen Abklärung von Schilddrüsenknoten eine fälschliche Erhöhung des Hormons Calcitonin bedingen.

Falsch positive Befunde, also als auffällig markierte Laborergebnisse, die unter korrekten Abnahmebedingungen allerdings komplett normwertig gewesen wären, ziehen nicht nur teils zeitaufwendige Folgeuntersuchungen mit sich, sondern sorgen auch bei betroffenen Patient:innen für große Verunsicherung. Das Sicherstellen einer korrekten Abnahmebedingung (=Präanalytik) ist demnach unerlässlich für eine möglichst effiziente, fehlerfreie Abklärung von endokrinologischen Beschwerden.

Wofür wird ein Funktionstest benötigt:

Bei manchen hormonellen Erkrankungen ist die Bestimmung einer einzelnen Hormonkonzentration nicht aussagekräftig für den sicheren Nachweis einer Über- oder Unterfunktion. Während Beispielweise bei Störungen der Schilddrüsenfunktion die einfache Hormonbestimmung vollkommen ausreicht, können Störungen der Nebenniere nur in besonders ausgeprägten Fällen durch eine solche zweifelsfrei diagnostiziert werden. Bei Verdacht auf eine Nebenniereninsuffizienz kann der Cortisolwert daher vor und 30 Minuten nach Infusion von Synacthen® , einem künstlich hergestellten Hormon, dass die Nebennierenrinde stimuliert, bestimmt werden. Eine gesunde Nebenniere produziert einen deutlichen Anstieg in der Cortisolkonzentration. Alternativ ist auch eine Stimulation mittels bewusst induzierter Unterzuckerung durch Insulin (Insulin Hypoglykämie Test) möglich. Hierdurch lässt sich nicht nur ein adäquater Cortisolanstieg, sondern auch ein Anstieg von Wachstumshormon evaluieren. Dies hat den Vorteil, dass sich hierdurch gleichzeitig mehrere Hormonachsen abklären lassen, beispielsweise bei Erkrankungen des Hypothalamus oder der Hirnanhangdrüse. Aufgrund des Unterzuckers ist dieser Test für die Patient:innen jedoch unangenehmer und nicht geeignet bei bekannter kardiovaskulärer Erkrankung, bekannter Epilepsie oder eines stattgehabten cerebrovaskulären Ereignisses.

Neben der Stimulation lässt sich die gesunde Nebennierenfunktion auch hemmen. Hierfür wird ein synthetisches, langwirksames Glukokortikoid Präparat verwendet, das am Abend geschluckt werden muss. Produziert die Nebenniere (aufgrund einer primären oder einer übergeordneten hormonellen Erkrankung) jedoch zu viel Cortisol, kommt es zu dieser Hemmung nicht oder nur ungenügend.

Ein weiteres wichtiges Nebennierenhormon ist Aldosteron, das in der Blutdruckregulation eine entscheidende Rolle spielt. Hier lässt sich mittels des Kochsalzbelastungstests die adäquate Regulation der relevanten Hormone Renin und Aldosteron standardisiert bestimmen, wobei über vier Stunden insgesamt zwei Liter physiologische Kochsalzlösung in die Vene infundiert werden. Dies ist in manchen Fällen für die Abklärung einer sekundären, hormonellen Ursache des Bluthochdrucks erforderlich.

 

Ein weiterer wichtiger und in der klinischen Praxis sehr häufig erforderlicher Funktionstests ist der oraler Glukosetoleranztest. Dieser wird einerseits in der Früherkennung von Insulin Resistenz und Typ 2 Diabetes Mellitus angewendet. Anderseits ist dies eine wichtige Routineuntersuchung im Rahmen der Schwangerschaft zum Ausschluss eines Schwangerschaftsdiabetes. Neben der Diagnose von Störungen des Blutzuckerspiegels kann man den oralen Glukosetoleranztest auch für die Evaluation einer Wachstumshormonüberproduktion verwenden.

Wie kann ich einen Funktionstest vereinbaren und welche Vorbereitung ist notwendig?

Das Wichtigste für die Planung und Durchführung einer jeden medizinischen Untersuchung ist die Sicherstellung der Indikation. Dies ist wesentlich, um einerseits für die Patient:innen unnötigen Zeitaufwand und (wenn auch äußerst selten und wenn da mild verlaufend) mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden, anderseits nicht durch falsch positive Laborbefunde zu verunsichern. Funktionstests können also nur gemeinsam mit uns nach der Erstvorstellung geplant und organisiert werden. Dies ist auch wichtig, um sicherzustellen, dass keine möglicherweise wechselwirkenden Medikamente eingenommen werden. Zusätzlich kann eine ausführliche persönliche Aufklärung erfolgen und im Detail auf all Ihre Fragen eingegangen werden. Zum Funktionstest kommen sie bitte jedenfalls nüchtern.