Nebennieren
Nebennieren
Nebennieren-Hormone steuern Blutdruck, Immunsystem und vieles mehr
Nebennieren-Erkrankungen verstehen und behandeln
Nebennieren-Adenome
Primärer Hyperaldosteronismus (Morbus Conn)
In der Nebennierenrinde wird das Hormon Aldosteron gebildet, das maßgeblich an der Regulation des Wasser- und Elektrolyt-Haushalts beteiligt ist. Aldosteron ist in einen Regelkreislauf mit den Hormonen Renin und Angiotensin eingebunden. Manchmal werden die aldosteronbildenden Zellen in den Nebennieren aber autonom und reagieren nicht mehr auf die Hormone Renin und Angiotensin. Sie bilden dann dauerhaft zu viel Aldosteron. Diese Erkrankung heißt in der Fachsprache primärer Hyperaldosteronismus oder (nach seinem Entdecker) Morbus Conn. Ein primärer Hyperaldosteronismus kann auf eine Raumforderung (Adenom) zurückgehen. Manchmal liegt auch eine Vergrößerung (Hyperplasie) beider Nebennieren zugrunde.
Das wichtigste Symptom bei Morbus Conn ist ein stark erhöhter Blutdruck, der auf die üblichen Therapiemaßnahmen nicht anspricht. Dadurch können Folgeschäden wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Nierenerkrankungen entstehen, wenn die eigentliche Krankheitsursache unentdeckt und unbehandelt bleibt. Bei einem Teil der Betroffenen kommt es außerdem zu einem Kaliummangel, der dann seinerseits Beschwerden verursacht.
Liegt dem Morbus Conn ein Nebennieren-Adenom zugrunde, dann können Betroffene durch eine Operation oft geheilt werden. Gelingt das nicht oder ist die Hormonproduktion beidseitig lässt sich die Wirkung des überschüssigen Aldosterons auch medikamentös aufheben. Wichtig ist eine gute Einstellung des Blutdrucks, um mögliche Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks zu verhindern. Da sowohl Bluthochdruck als auch Nebennieren-Adenome in der Bevölkerung sehr häufig sind, ist eine sorgfältige Abklärung durch Endokrinolog:innen für eine korrekte Diagnose notwendig.
Phäochromozytom
Cushing-Syndrom
Wenn ein Adenom in der Nebennierenrinde unkontrolliert das Hormon Cortisol freisetzt, dann entsteht ein sogenanntes Cushing-Syndrom. Cortisol wird eigentlich gebraucht, damit der Körper auf Stresssituationen angemessen reagieren kann. Das Hormon wirkt unter anderem auf den Zuckerstoffwechsel ein und lässt den Blutdruck steigen. Bei einem lang andauernden Cortisol-Überschuss kommt es zu einer Reihe an Veränderungen, die auch äußerlich erkennbar sind: Betroffene lagern vor allem am Körperstamm vermehrt Fett ein und das Gesicht wird rund. Viele leiden unter Bluthochdruck und erhöhten Insulin-Werten, unter Umständen auch unter Diabetes mellitus. Andere Komplikationen sind ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen und Blutgerinnsel (Thrombosen), aber auch Osteoporose und psychiatrische Erkrankungen.
Bei einem Cushing-Syndrom ist eine genaue Differentialdiagnostik wichtig. Die Erkrankung kann auch durch ein Adenom in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) entstehen, die mit ihren Hormonen die Tätigkeit der Nebennieren steuert. In seltenen Fällen können Tumoren in anderen Organen die Cortisol-Werte erhöhen und so zu einem ektopen Cushing-Syndrom führen.
Die Erkrankung lässt sich durch eine operative Entfernung des Adenoms in vielen Fällen heilen. Es kann aber einige Monate dauern, bis sich die Nebennieren vollständig erholen und ihre normale Funktion wieder aufnehmen. In dieser Zeit ist oft eine medikamentöse Behandlung mit Cortisol in Tablettenform notwendig, weil sich sonst ein Cortisol-Mangel einstellt.
Nebennieren-Insuffizienz
Morbus Addison
Bei Morbus Addison handelt es sich um eine Insuffizienz (Schwäche) der Nebennierenrinde. Ursächlich steckt in den meisten Fällen eine Autoimmunerkrankung dahinter. Das heißt, das Immunsystem greift irrtümlich die Zellen in der Nebennierenrinde an und zerstört diese nach und nach. Dadurch stellt sich ein Mangel der in der Nebennierenrinde gebildeten Hormone Cortisol und Aldosteron ein.
Weil die Hormonstörung auch Auswirkungen auf die Bildung des Hautfarbstoffs Melatonin hat, wirken Betroffene oft braungebrannt und gesund. Doch der Schein trügt: Ein Mangel an Cortisol und Aldosteron hat gravierende gesundheitliche Auswirkungen. Betroffene leiden meist unter anhaltender Müdigkeit und Erschöpfungszuständen. Auch Symptome wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und ein erniedrigter Blutdruck treten häufig auf.
Oft stellen sich die Beschwerden schleichend ein, was die Erkrankung schwer zu erkennen macht. Der Mangel an Cortisol kann aber auch akut gefährlich werden. Denn der Körper braucht in Krisensituationen wie bei Infektionen, Erkrankungen, Operationen und Verletzungen eine erhöhte Menge an Cortisol, um den Kreislauf zu stabilisieren und eine mögliche Überreaktion des Immunsystems einzudämmen. Können die Nebennieren das benötigte Cortisol nicht zur Verfügung stellen, sind lebensgefährliche Schockzustände möglich.
Die Autoimmunerkrankung Morbus Addison ist zwar nicht heilbar, der Hormonmangel lässt sich aber durch eine medikamentöse Ersatztherapie ausgleichen. Dabei muss die Dosis der Medikamente exakt an die Bedürfnisse und die Lebenssituation der Patient:innen angepasst werden. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind bei einer Nebennieren-Insuffizienz sehr wichtig, damit der Hormonspiegel dauerhaft gut eingestellt ist. Weiters ist eine umfassende Schulung der Patient:innen zur eigenständigen Dosisanpassung der Cortisoltabletten in Sondersituation essenziell.
Adrenogenitales Syndrom
Adrenogenitales Syndrom ist ein Überbegriff für verschiedene erbliche Stoffwechsel-Erkrankungen. Sie alle haben gemeinsam, dass die Bildung der Hormone Cortisol und Aldosteron in der Nebennierenrinde gestört ist, weil ein dafür benötigtes Enzym nicht richtig funktioniert. Durch den Enzym-Defekt kann der Körper diese Hormone nur bis zu einer bestimmten Vorstufe herstellen. Die Hormon-Vorstufen sammeln sich an und gelangen zum Teil in einen anderen Stoffwechselweg, wo sie in männliche Sexualhormone (Androgene) umgewandelt werden. Dadurch entsteht ein Mangel an Cortisol und ein Überschuss an männlichen Sexualhormonen. Bei einigen Krankheitsformen stellt sich auch ein Mangel an Aldosteron ein.
Die Erkrankung kann bereits in den ersten Lebenstagen auffallen und wird dann im Rahmen des Neugeborenenscreenings festgestellt. Mädchen haben dann schon bei der Geburt vermännlichte äußere Geschlechtsorgane. Bei Jungen sind die äußeren Geschlechtsmerkmale zwar zunächst normal, unbehandelt kommt es aber zu einer vorzeitigen Geschlechtsentwicklung. Es gibt auch mildere Formen des adrenogenitalen Syndroms, die sich erst durch Entwicklungsstörungen in der Pubertät bemerkbar machen.
Der zugrunde liegende Enzym-Defekt lässt sich zwar nicht ursächlich beheben. Durch eine lebenslange Hormonersatztherapie kann die Erkrankung aber gut behandelt werden. Dann entwickeln sich betroffene Mädchen und Jungen ganz normal und können später auch Kinder bekommen oder zeugen. Wichtig ist, dass die Therapie durch Spezialist:innen überwacht wird, denn der Hormonbedarf kann je nach Lebenssituation schwanken.